VALPLAN | Werte und Bewerten in politischen Raumplanungsprozessen
Aufgabe von Stadt- und Regionalplanung ist es, die zukünftige (räumliche) Entwicklung einer Stadt an gesellschaftlichen Zielen auszurichten und vorausschauend Lösungen für die zukünftige Verteilung von Bevölkerung, Funktionen/Landnutzungen und Ressourcen zu finden. Dafür erarbeiten Planer*innen unter Berücksichtigung der verschiedenen Interessen einzelner Personen, Gruppen oder Institutionen und unter gerechter Abwägung aller öffentlichen und privaten Belange passende Planungskonzepte. Das beinhaltet immer auch die Entwicklung von Planungsalternativen, die für die Neugestaltung oder Entwicklung eines Gebietes in Betracht kommen.
Insgesamt gibt es bislang jedoch nur wenig (empirisch-basierte) Studien, die Abwägungsprozesse bzw. die Auswahl von Planungsalternativen analysieren oder untersuchen, wie bestimmte Entscheidungen in Abwägungsprozessen die Bewertung von Planungsalternativen beeinflussen. Damit bleibt offen, wie Planer*innen in Planungsprozessen mit Werten umgehen; dies umfasst insbesondere die Einschätzung von Problemen und die Entwicklung von Zielen und Lösungsalternativen. Unklar ist auch, welche Methoden bei Prozessen der Alternativenauswahl und -bewertung mit welchen Resultaten zum Einsatz kommen. Damit verbunden ist letztlich auch die Frage nach dem Rollenverständnis von Planer*innen.
Laufzeit: 01.12.2021 - 30.11.2024
Ziel
Die Phase der Alternativenbewertung und -auswahl hat zwar im klassischen Planungsprozessmodell einen festen Platz, wird jedoch in neueren planungstheoretischen Ansätzen zum Teil gar nicht mehr explizit benannt und bleibt auch in vielen empirischen Untersuchungen aus der Planungspraxis als „Black Box“ oft unbeleuchtet. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich VALPLAN auf folgende Leitfragen:
- Wie erfolgt die Abwägung und Alternativenbewertung und -auswahl in der Praxis? Was umfasst der Prozess der Abwägung und Alternativenbewertung? Wie wird in Planungsprozessen methodisch mit Varietäten umgegangen? Wie gehen Werte hier ein?
- Welche individuellen und institutionalisierten Werte spielen in Abwägungsprozessen eine Rolle? Wie gehen Planer*innen und sonstige Akteure in Planungsprozessen mit (divergierenden) Wertfragen um? Wie finden kollektive Wert- und Aggregationsprozesse statt und welche Methoden haben dabei welche Funktionen?
- Welche Bedeutung, Funktion, Wirkungen, Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen eingesetzten Methoden bezogen auf den Umgang mit Alternativen? Wie beeinflusst das jeweilige Setting den Einsatz von Methoden zur Alternativenbewertung und -abwägung? Wie können Bewertungs- und Entscheidungsmethoden in diesem Rahmen weiterentwickelt werden?
Vorgehen
Das Projekt nähert sich diesem Thema mit verschiedenen quantitativen und qualitativen methodischen Ansätzen, die sich gegenseitig ergänzen. Zum einen werden Experimente mit studentischen Proband*innen unter relativ stark kontrollierten Bedingungen durchgeführt: Die Experimente basieren auf fiktiven Planungssituationen und sollen zum einen vergleichende Erkenntnisse für den Einsatz und die Wirkung von Methoden zur Alternativenbewertung liefern; zum anderen aber auch die Rolle von individuellen und institutionalisierten Werten bei der Entscheidung der Studierenden analysieren. Darüber hinaus werden bis zu acht Ex-Post-Fallstudien sowohl aus der flächenorientierten rechtsverbindlichen Planung als auch aus der projektorientierten Entwicklungsplanung durchgeführt. Die Fallstudien sollen aufzeigen, wie in der Praxis unter politisch gesetzten Rahmenbedingungen mit Planungsalternativen umgegangen wird und welche Rolle individuellen und institutionellen Werten bei den Abwägungsprozessen, die letztlich zu Entscheidungen führen, zukommt. Abschließend sind als dritter, komplementärer methodischer Baustein, Fokusgruppengespräche mit Praktiker*innen vorgesehen. Diese sollen dazu beitragen, die Wirkung des Einsatzes von Planungsmethoden unter spezifischen Voraussetzungen zu simulieren sowie die Wertevorstellungen und -dimensionen von Planer*innen während der Alternativenbewertung herauszuarbeiten und zu reflektieren.
Partner*innen und Förderung
Verbundpartner
Projektpartner*innen
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Das Projekt wird in Kooperation mit Prof. Dr. Christian Diller (Institut für Geographie, Bereich Raumplanung und Stadtgeographie) von der Justus-Liebig-Universität Gießen bearbeitet.
Förderung
VALPLAN wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Projektnummer 463567980) gefördert.
Ansprechpersonen
TU Dortmund | TU Dortmund |
TU Dortmund Fakultät Raumplanung Stadt- und Regionalplanung Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank Othengrafen | Justus-Liebig-Universität Gießen Fakultät Geographie Raumplanung und Stadtgeographie Christin Müller, M.Sc. |